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Samstag, 12. März 2016

Wie ein Schulkind ...

Nachdem ich nun bereits eine ganze Reihe von Portraits gezeichnet habe und das inzwischen recht gut bewältige, habe ich das Bedürfnis, meine Fähigkeiten auszuweiten. Bisher habe ich ja immer sehr genau nach Fotovorlage gezeichnet. Durch Üben, durch wiederholtes Tun konnte ich dabei Erfahrungen machen, meine Technik verfeinern, mich daran erfreuen, dass die Zeichnungen schon ganz gut werden. 

Aber das reicht mir nicht. 

Ich wünsche mir, dass mein Zeichnen souveräner wird. Dass ich mehr durch genaues Sehen und durch Anwenden weiterer Techniken meine Möglichkeiten erweitere.

Ja, und dabei fühle ich mich wie ein Schulkind im ersten Malunterricht. So, als hätte man mir Malutensilien hingelegt und mir gesagt: Nun mach mal!

Nun, ganz so ist es ja nicht. Immerhin habe ich mir ein Buch besorgt und darin gründlich studiert, was ich überhaupt brauche, wie man vorgeht und worauf man achten muss.

So kam gestern Morgen ein Paket von Gerstäcker, darin ein Aquarellmalblock, verschiedene Pinsel, Maulklammern, Spachtel, Cutter, ein ovaler Radierer und Leinöl (eine Tube Ölfarbe in Elfenbeinschwarz hatte ich ja schon). 



Ich konnte es gar nicht abwarten, mir meinen Malplatz einzurichten. Ich baute meine Staffelei auf, auf der ich bisher nur meine Bilder betrachtet oder zum Schluss ausgestellt hatte. 

Dann holte ich mir einen alten Hocker, nahm den Sitz aus dem Rahmen und legte ein Holzbrett über das Gestell, das ich mit einer Plastiktüte schützte. Darauf legte ich mein Werkzeug.

Das Blatt vom Aquarellblock versah ich am Rande mit einer Matrix zur Orientierung, da mir die Sicherheit bei den Proportionen noch fehlt (ich weiß, auch die müsste ich mehr üben).

Nun wurde das Blatt auf einem Holzbrett mit Maulklammern fixiert. Auf den empfindlichen sandfarbigen Teppichboden legte ich eine Malerdecke, die mit Folie beschichtet ist. Beim Malen mit Ölfarben, auch wenn der Pinsel trocken ist und deswegen keine Farbe heruntertropfen kann, fällt einem dieser vielleicht doch mal aus der Hand und dann ist es passiert - ein Fleck, o weh!



Nun zeichne ich also nicht mehr auf dem Schreibtisch am Fenster, sondern auf der Staffelei. 

Wie sieht es aus mit dem Licht?

Am Tage ist es wegen des Fensters auf der linken Seite (ich male mit rechts) hell genug, am Abend wird die Malfläche von drei drehbaren Deckenstrahlern gut ausgeleuchtet.



Nun stand alles bereit. Doch zuerst schaute ich mir im Internet an, wie die Buchautorin (Nadja Sasch) selber malt. Das kann man hier bewundern.

Nachdem ich den Film gesehen hatte, war ich irgendwie gespalten. 
Einerseits wollte ich das auch so gut können und war voller Elan, endlich zu beginnen, 
andererseits war ich frustriert, wie weit weg ich davon noch bin. 
Aber heißt es nicht, Übung mache den Meister?

Also los ... womit fange ich an? Bestimmt nicht mit einem Portrait. Und auch nicht gleich völlig ohne Vorzeichnung. In Nadja Saschs Buch beginnen die ersten Übungen auch mit einfachen Objekten (einem Apfel), die vorgezeichnet werden können. 

Ich wollte etwas ausprobieren, um überhaupt erst mal ein Gefühl für den Malstoff (Ölfarbe mit Leinöl verdünnt) zu bekommen.

"Und stell bloß nicht so hohe Anforderungen an dich selbst!", sagte meine innere Stimme. "Wie Frau Sasch wohl angefangen hat und wie viel sie inzwischen wohl geübt und gezeichnet hat?"

Beginnen können ist Stärke (die spürte ich wohl in mir), vollenden können ist Kraft (Durchhaltekraft, dachte ich bei mir - das wird sich erst noch zeigen).
Zitat nach Laotse, chinesischer Philosoph

So bereitete ich nach den Anweisungen in Frau Saschs Buch erst mal meine Malerpalette vor. Dazu wurde ein Stück aus der Tube Ölfarbe herausgedrückt, dazu etwa die gleiche Menge Leinöl gegeben und beides kräftig mit einem Pinsel auf einem Blatt Aquarellpapier, das ich zuvor auf einer dicken Pappe befestigt hatte, ausgestrichen. Bei diesem ersten Durchgang zog die ganze Farbmenge in das noch offenporige Papier ein. Ich wiederholte den Vorgang und nun konnte es losgehen.



Doch was sollte ich malen? Ich "blätterte" in meinen Dateien herum. Es sollte ein Objekt sein, bei dem es erst mal nicht so sehr auf Genauigkeit ankommt. Ich wollte mich erst mit dem Material vertraut machen und doch nachher ein hübsches Ergebnis haben. 

Da fand ich ein Foto der Externsteine, die ich schon oft fotografiert hatte. Ja, das würde sich eignen. Ich konnte die Umrisse fein vorzeichnen und dann loslegen, ohne befürchten zu müssen, dass hinterher etwas völlig Verzerrtes oder Unansehnliches herauskommen würde.

Ich druckte mir das Foto auf DIN A 4 aus, in Graustufen natürlich, dann überzog ich es mit einem feinen Bleistiftraster zur besseren Orientierung. Noch brauche ich das ...

Dann legte ich los. Zuerst nahm ich den ganz breiten und kurzen Chinapinsel und malte den rechten der abgebildeten Steine komplett grau aus, dann verstärkte ich Teilbereiche, die auf dem Foto auch dunkler erschienen. Dann begann ich mit feineren und dunkleren Linien. Die benutzten Pinsel legte ich in einem mit Küchenkrepp ausgelegten Kästchen ab, in dem auch das Leinölfläschchen steht (so kann es nicht irgendwo Ölflecken hinterlassen).


Hellere Stellen, Steinränder radierte ich hell (gar nicht so easy, wie ich dachte), setzte überall, wo Pflanzen aus den Steinen wachsen, mit einem sehr kurzhaarigen Pinsel an und zog ein paar einfache Linien aus den Fugen hervor, unten fügte ich einen Busch hinzu.

Nach einer gefühlten Stunde (es war bestimmt mehr!) schaute ich mir das erste Ergebnis an. 
Die Lehrerin in mir sagte: Dir fehlt aber noch viel Übung, Mädel!
Die Schülerin entgegnete: Na jaaaaa ... für den Anfang finde ich es jetzt nicht sooooo schlecht. Ich habe ja auch noch gar keine Erfahrung mit dem Stoff.
Gut, sagte die Lehrerin, aber dass du jetzt auch im Training bleibst, ja?
Ich versprach es ihr, doch vertagte ich das weitere Zeichnen, weil ich zuerst von meinen Erfahrungen berichten wollte ...

Irgendwie kam ich mir beim Malen vor wie beim ersten Fahren eines Autos (vor der Fahrstunde, wenn man bei Papa mal darf ...). Ich war mit gleichzeitigem Gucken, Pinsel richtig mit Farbe Versehen, passendem Ansetzen auf dem Papier ... total überfordert. Mein "Auto" fuhr noch sehr ruckelig, ich würgte es ab, ließ den Motor neu an, gab zu viel Gas ... ach nein, ich bewegte mich ja nur mit dem Pinsel auf dem Papier. 

Aber nun will ich doch mal zeigen, was bei dem Geruckel heute herauskam:



Immerhin kann man den mit Eisen befestigten Teufelsstein, den Wackelstein erkennen. 



Und hier gibt es ein Foto vom Original - es ist der rechte Stein.

Da fällt mir gerade ein, dass in dem Buch ja auch noch eine DVD liegt ... es würde mich ja nun zu sehr reizen, mir die noch anzusehen. Waaaaas? Wie spät ist es? 00:17??? Jetzt aber schnell weg - ich muss doch noch meine Pinsel reinigen!


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